Sonntag, 20. November 2016

Gutes mit Gutem

Es war einmal...
 
Kennt ihr die Märchen, die so beginnen?
Aber was wenn es gar kein Märchen ist?!
 
 
Egal, ich erzähl' euch nun einfach mal eine Geschichte:

 
Die Geschichte vom verflogenen Glück 
 
Es war einmal vor gar nicht all zu langer Zeit ein kleines Mädchen, das immer sehr gewissenhaft mit ihren Unterlagen umgegangen ist. Stets vorbereitet auf alles was kommen mag (oder auch nicht kommen mag) war sie immer mit allem ausgestattet und hatte immer alles griffbereit.
 
Eines Tages musste das Mädchen sich ein neues Zuhause suchen. Also ging es von Tür zu Tür und klopfte an, ob nicht jemand ein Zimmerchen für sie hätte.
Da meldete sich eine Frau, die ihr Unterkunft gewähren wollte. Also packte das Mädchen all ihr Unterlagen und machte sich auf den Weg zu der Frau. Dort angekommen sah die Frau die ganzen Zetteln und um dem Mädchen eine Freude zu machen gab sie ihr - zusammen mit dem neuen Zimmerchen - gleich noch ein paar Zettel dazu.
Hach, war da die Freude des Mädchens groß: Noch mehr Unterlagen für ihre Mappe!
 
Auf ihrem Weg zurück zur Arbeit hielt sie also ihr Mappe mit all den schönen, neuen Zetteln ganz fest in der Hand, damit ihr sie auch ja niemand wegnehmen konnte. Das Mädchen wusste nämlich dass es da draußen viele nicht so nette Menschen gibt, die ihre Unterlagen auch gut gebrauchen konnten.
Weil das Mädchen nun wie schon gesagt so gewissenhaft war, hatte es ein ganz schlechte Gewissen weil es an diesem Tag so spät zur Arbeit erschien. Um also Zeit zu sparen kramte das Mädchen in ihrem Täschchen, um gleich das Eintrittslos zur Hand zu haben, um das sie der Wächter beim großen Eingangstor gleich fragen würde.
Völlig in Gedanken bereits bei der Arbeit verlies das Mädchen nun also das Fahrgestell und machte sich auf in Richtung Portalwächter.
Der wünschte dem Mädchen noch einen guten Morgen und lies sie durch das große Tor treten.
 
Da fiel es dem Mädchen plötzlich wie Schuppen von den Augen:
Die Unterlagen, all die schönen Unterlagen - sie waren weg!
Wie konnte das nur passieren?
Wurde sie auf dem Weg zum Tor ausgeraubt, ohne etwas bemerkt zu haben? Das konnte doch nicht sein. Aber die Mappe - sie war weg. Einfach nicht mehr in ihren Händen, in denen sie sie die ganze Zeit fest gehalten hatte.
Die ganze Zeit...?
 
Oh weh!!!
 
Der Zug.
Das Täschchen.
Das Eintrittslos.
 
 
So musste es gewesen sein...
 
Da saß das Mädchen nun.
Ganz alleine auf der Arbeit. Ohne ihre schönen Unterlagen, die sie ihr ganzes Leben lang begleitet hatten und alles aufzeichneten, war sie jemals getan hatte und wo sie gewesen war.
Alle waren sie weg.
 
Was sollte sie jetzt nur tun?
Plötzlich wollte keiner mehr etwas mit dem Mädchen zu tun haben, das immer so gewissenhaft war. Noch nicht mal die Arbeiter vom Zug wollten mit ihr sprechen.
Keiner hatte sie mehr lieb.
 
Und alles nur wegen des doofen Eintrittsloses.
Wegen des doofen Zimmerchens.
Wegen der doofen Frau, die am Morgen so spät erschienen war.
 
So schnell verfliegt das Glück.
 
 
Und während das kleine Mädchen so elendlich bei ihrer Arbeit saß kam ein Bote mit einer Nachricht: Ein Herr habe nach ihr gefragt, er sei in Besitz eines wertvollen Gegenstands, welchen das Mädchen bestimmt gerne wieder haben wolle.
Die Mappe!
Die Unterlagen!
Es war noch nicht alles verloren.
Dort, am bewölkten Herbsthimmel, wo der Sonnenstrahl durch die Wolkendecke drängt, dort gibt es noch ein Quäntchen Glück. Denn dort will der edle Finder die Unterlagen des Mädchen deponieren, so der Bote.
 
 
Oh, wie konnte das Leben doch schön sein!
Am liebsten wäre das Mädchen dem Boten um den Hals gefallen, aber sie wusste natürlich das der Anstand das nicht geziemte, sie war hier schließlich auf der Arbeit.
 
Aber später, wenn die Sonne untergehen würde, dann konnte sie sich auf den Weg machen zu der Stelle, an der der Sonnenstrahl die Erde traf. Sie würde keine Zeit mehr verlieren.

 
Nun blieb nur noch eine Frage offen:
Wer war er nun, ihr edler Retter?
Wie würde sie ihn wieder finden?
Wie konnte sie sich bei ihm erkenntlich zeigen für das, was er für sie getan hatte?
 
 
Für's erste vielleicht einmal mit einem Törtchen?
Und tief im Inneren ihres Herzens weiß das kleine Mädchen, dass Gutes mit Gutem vergolten wird.
 
Eines Tages.
 
Ganz unerwartet.
 
Und wenn sie nicht gestorben sind...
 
 
 
Ok, jetzt reicht's denke ich. ;o)
 
Nun, so wäre die Geschichte wohl abgelaufen, wenn das alles ein Märchen wäre, das in längst vergangener Zeit spielen würde.
Aber wir sind im hier und heute. Man hat 1.000 Dinge im Kopf, lebt in einer viel zu schnelllebigen Umgebung, in der doch jeder nur auf sich bedacht ist und alles um sich herum ignoriert.
 
Nein, ganz so düster ist es auch nicht. Es gibt sie noch: die Guten.
Und deswegen hat sich die Geschichte nur in groben Zügen so zugetragen, aber den edlen Retter, der mir meine Unterlagen zurück gebracht hat, gibt es wirklich.
 
Und das Törtchen auch.
 
 
Als kleinen Dank für große Taten, die heutzutage leider nicht mehr ganz so selbstverständlich sind.


 Ich hoffe damit kann ich zumindest ein kleines Lächeln zurück geben.
Und irgendwann wird irgendjemand es mit Größerem vergelten.
 
Da bin ich mir ganz sicher.
 
Süße Grüße aus der Küche!
 

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